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Collection: Niccolo Macchiavelli

Das Buch vom Fürsten Teil 01

1469-1527, Niccolò Machiavelli

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Diejenigen, die die Gunst eines Fürsten zu erwerben trachten, pflegen sich ihm mit dem zu nähern, was ihnen das Liebste ist, oder ihm am meisten zu gefallen scheint. Daher werden ihm so oft Pferde, Waffen, Teppiche, Edelsteine und andere Kostbarkeiten überreicht, die seiner Größe würdig scheinen. Indem ich mich Euch, großmächtiger Herr, mit einem Beweis meiner untertänigen Ergebenheit zu nahen wünsche, finde ich nichts in meinem Besitz, was mir wertvoller wäre, oder ich höher schätze, als die Kenntnis der Handlungen großer Männer, die ich durch lange Erfahrung der neueren Zeit und unablässiges Lesen der alten erworben habe. Diese habe ich mit großem Fleiß lange durchdacht und geprüft, und jetzt in einem kleinen Buch zusammengefasst, das ich Euch überreiche, großmächtiger Herr. Und obwohl ich einsehe, dass es nicht wert ist, vor Euch gebracht zu werden, so hoffe ich doch von Eurer freundlichen Gemütsart,  das es gut aufgenommen wird, in Anbetracht, dass ich kein größeres Geschenk zu geben vermag, als dieses, das in den Stand setzt, in so kurzer Zeit alles einzusehen, was ich in vielen Jahren, mit so vielen Gefahren und Mühseligkeiten erlernt und begriffen habe. Dieses Werk ist von mir nicht geschmückt, noch mit vielem Wortgepränge oder anderer Schminke und äußerer Zierde aufgeputzt, wie viele andere ihre Werke zu schreiben und zu schmücken pflegen. Weil ich wollte, dass die Sache selbst sich ehre und die Wahrheit des Inhalts und der Ernst der Ausführung allein das Buch empfehlen. Es werde mir aber nicht als eine Anmaßung ausgelegt, dass ich, ein Mann von geringem Stand, es wage, über die Handlungen der Großen zu urteilen, und mich erdreiste sie zurechtzuweisen. Denn so wie diejenigen, die Landschaften aufnehmen, in die Ebene herabsteigen, um die Gestalt der Berge und Höhen zu betrachten, und auf die Berge steigen, um die Täler zu beobachten, so erkennen zwar die Großen am besten die Natur des Volkes, um aber die Fürsten zu kennen, muss man aus dem Volk sein. Nehmt daher, großmächtiger Herr, dieses kleine Geschenk, in der Gesinnung, mit der ich es überreiche. Ihr werdet darin einen brennenden Wunsch sehen, dass Ihr zu der Größe gelangt, zu der Euch die Glücksumstände und andere Eigenschaften bestimmt haben. Wenn Eure Hoheit aber von Eurem erhabenen Standpunkt aus auf die niederen Orte herabsehen, in denen ich mich befinde, so werdet Ihr erkennen, mit welchem Unrecht ich ein anhaltendes widriges Schicksal ertragen muss.

 

Macchiavelli's Buch vom Fürsten

 

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