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Collection: Eugen von Vaerst

Gastrosophie oder die Lehre von den Freuden der Tafel Teil 01

1792-1855, Eugen von Vaerst

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Von den Nahrungsmitteln 

 

So frisst's Würmlein frisch                  Keimleinblatt, 

das Würmlein macht das Lerchlein satt, 
und weil ich auch bin zu essen hier, 
mir das Lerchlein zu Gemüte führ'.

Goethe

 

Der Magen ist das digestierende und zum Teil assimilierende Organ, von dem aus nur für die Fleischmasse des Inhabers gesorgt wird. Aber wer nennt mir Taten und Untaten aller derjenigen im blätterreichen Buch der Weltgeschichte, die ihr historisches Dasein den Anregungen des Magens durch dessen gesamte Skala vom leisen Knurren bis zum lauten Schreien verdanken? Ja, wie manche Weltgeschichte sogar verdankt ihre voluminöse Kompilation einem hungrigen Magen. So auch sendet die Brust, das Gebläse, das dem Körper den Sauer- und Stick- und Kohlenstoff zu- und abführt, nach innen zu nichts als tierische Wärme, aber nach außen den lebendigen Hauch, den sehnsuchtsvollen Seufzer und das schaffende Wort, knüpft Menschen an Menschen und ordnet die Welt ihnen unter. Selbst das Auge, das den kleinen Menschen mit unermesslichen Sonnensystemen in Verbindung setzt, es hat auch innere Funktionen. Die gesichtslosen Pflanzen brauchen Licht zum Leben, und wen rührt das Leben der dem Licht entzogenen Gefangenen nicht? Auf solche Weise lernen wir die Absonderungen in unserem Mund als eine Zweideutigkeit kennen, die allerdings im Magen zur Bereitung des Chymus und Chylus und aller jener lateinischen und griechischen Flüssigkeiten beiträgt, wodurch sich selbst der Lehr- zum Zehrstand erniedrigt. Aber im Mund hat sie einen anderen Zweck, dort ist sie das Mittel zur Erhaltung der Beweglichkeit unserer Sprachwerkzeuge, damit wir den Faden unseres Gespräches rund und ununterbrochen leicht fortspinnen.

 

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