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Collection: Christian Fürchtegott Gellert

Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 01

1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert

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Man hat in unseren Zeiten, besonders in Frankreich, eine Art von Lustspielen versucht, die nicht nur die Gemüter der Zuschauer zu ergötzen, sondern auch so zu rühren vermag, dass sie sogar Tränen entlockt. Man nennt solche Komödien in der französischen Sprache comédie larmoyant und von nicht wenigen pflegt sie als eine abgeschmackte Nachäffung des Trauerspiels getadelt zu werden. Ich bin zwar nicht Willens alle Stücke, die in diese Klasse eingeordnet werden können, zu verteidigen, aber ich will die Ehre der Gattung selbst retten. Dacier und andere, die die von Aristoteles entworfene Erklärung ausführlicher haben erläutern wollen, ziehen die ganze Kraft und Stärke der Komödie ins Lächerliche. Nun kann man zwar nicht leugnen, dass dies zum größten Teil der Wahrheit entspricht, doch, so viel ist auch gewiss, dass im Lächerlichen durchaus auch die Tugend besteht. Denn entweder sind die reizenden Stücke nicht als Komödien zu bezeichnen, oder die Komödie hat ihre ernsten Stellen und muss sie haben, damit selbst das Lächerliche durch das beständige Anhalten nicht geschwächt wird. Ich glaube deshalb, dass aus der Erklärung des Aristoteles weiter nichts zu schließen ist als das, was für eine Art von Lastern die Komödie hauptsächlich durchziehen soll. Es erhellt nämlich daraus, dass sie sich mit solchen Lastern beschäftigen muss, die niemandem ohne Schande, obwohl ohne seinem und ohne anderer Schaden, anhängen können. Kurz, solche Laster, die Lachen und Satire, nicht aber Ahndung und öffentliche Strafe verdienen, woran sich aber doch weder Plautus noch diejenigen, die er unter den Griechen nachgeahmt hat, besonders gestört zu haben scheinen. Ja, man muss sogar zugestehen, dass es eine Art Laster gibt, die gar sehr mit eines anderen Schaden verbunden ist, wie zum Beispiel die Verschwendung und dennoch in der Komödie verwendet werden kann, wenn es nur auf eine geschickte und kunstmäßige Art geschieht. Ich sehe also nicht, worin derjenige Lustspieldichter sündigt, der, in Betrachtung der Nützlichkeit, die Regeln der Kunst dann und wann beiseite stellt, besonders wenn man von ihm sagen kann:

Habet bonorum exemplum, quo exemplo sibi
Licere id facere quod illi fecerunt putat

 

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