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Collection: Adolf Stoltze

Weltstadtbilder Teil 13

1842-1933, Adolf Stoltze

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Wir wandten uns nach Berlin, wo wir noch zuerst einen Wirkungskreis zu finden hofften. Es gelang meinem Mann auch bei verschiedenen Theater- und Konzertunternehmungen Anstellung zu finden, aber nirgendwo ging es lange gut. Sein Hang zum Trinken und seine verminderte Leistungsfähigkeit brachten ihn immer und immer wieder um Stellung und Brot. Ich machte verzweifelte Anstrengungen, uns durch Musikunterricht wenigstens einigermaßen über Wasser zu halten, aber niemand wollte in Berlin mehr als fünfzig Pfennig für die Stunde einer unbekannten Lehrerin geben, und dabei musste ich noch die Miete für ein Klavier bezahlen. Längst hatten wir alle Wertgegenstände die wir besaßen, bis auf eine Busennadel, die der alte Kaiser nach einer Soiree meinem Mann verehrte, und die er heute noch trägt, veräußert und gingen nun mit Riesenschritten der völligen Verarmung entgegen. Da, in unserer höchsten Not, wandte ich mich an meine einzige noch lebende Schwester in England und bat sie um ein Darlehen von einigen hundert Mark, um mit dem Geld in besserer Lage eine Wohnung zu ermieten und durch Aufnahme von Pensionären eine Existenz zu gründen. Sie lieh mir das Geld, aber sie lieh es in so kränkender Form und unter soviel unverdienten Vorwürfen, dass ich gerne darauf verzichtet hätte, wenn mir noch ein anderer Ausweg geblieben wäre.

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Weltstadtbilder, Berlin, Novelle, Adolf, Stoltze

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