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Collection: Adolf Stoltze

Weltstadtbilder Teil 06

1842-1933, Adolf Stoltze

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Durch eine Nachfrage beim Briefträger hatte sie Holmers Namen erfahren und die Gewissheit erlangt, dass er Romane schrieb. Sie setzte nun alles daran, ihm auf der Straße zu begegnen, aber Wochen vergingen bis es ihr endlich gelang, durch einen glücklichen Zufall ihr Ziel zu erreichen.

Holmer hatte, wenige Tage vor Ostern, um die Abendstunde sein Haus verlassen, als sie die Straße heraufkam, um das ihrige aufzusuchen. Angenehm überrascht rief sie ihm einen »Guten Abend« entgegen und setzte hinzu: »Na, wohin so eilig, Herr Nachbar?«

»Nach Charlottenburg«, entgegnete dieser, blieb stehen und sah sie nicht ohne Interesse an.

»Da war ich lange nicht draußen. Komme überhaupt aus Berlin fast nicht mehr raus.«

»Sonntags aber doch?«

»Auch dann nicht, da habe ich mit  mir und der Wirtschaft zu tun. Am ersten Osterfeiertag spanne ich mal aus und besuche meine Schwester in Spandau.«

»Da wünsche ich Ihnen gutes Wetter und viel Vergnügen.«

»Danke! Mit dem Vergnügen wird es rar sein«, meinte Emilie und setzte wie unabsichtlich hinzu: »Abends sieben Uhr zehn Minuten bin ich wieder zurück im Lehrter Bahnhof«.

»So zeitig?«

»Jawohl, will noch eine Freundin in der Invalidenstraße aufsuchen, wenn nichts dazwischen kommt.«

Da diese aufmunternde Andeutung keinen wahrnehmbaren Eindruck auf ihren Nachbarn zu machen schien, reichte sie ihm etwas kühl die Hand, wünschte vergnügte Feiertage und verschwand hinter ihrer Haustür.

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Weltstadtbilder, Berlin, Novelle, Adolf, Stoltze

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