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Sammlung: Adam Heinrich Müller

Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland Teil 01

1779-1829, Adam Heinrich Müller

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Vom Gespräch

 

Wenn ich unter allen Genüssen des Lebens dem Gespräch die erste Stelle einräume, dann habe ich gewiss alle Stimmen in dieser hochgeachteten Versammlung für mich. In allen Beschäftigungen, die der Mensch dem ernsthaften und notwendigen Gang seines Lebens entgegensetzt, und die er Spiele genannt hat, wird dem Zufall, dem Schicksal, kurz einer gewissen unbekannten Macht Raum gegeben. Mit diesem freiwillig anerkannten Zufall, mit diesem selbst geschaffenen Geheimnis wetteifert der Mensch im Spiel und es erzeugt sich eine gewisse wohltätige Spannung zwischen dem Spieler und jenem unbekannten Wesen, eine anmutige Reihe von sehr verschiedenartigen Gemütsbewegungen. Von Hoffnungen und Besorgnissen, von Täuschungen und Erfüllungen, in denen sich die Seele gefällt, weil sie weiß, dass der Zufall, mit dem sie spielt, von ihr abhängig ist, dass sie ihn auf den Thron erheben und nach Belieben wieder absetzen kann.

Es ist aber etwas Antwortendes, Erwiderndes in den Weltumständen, das die Seele des Cäsar in den Ebenen von Pharsalus und den letzten Spieler an seinem Kartentisch ergötzt. Und so wenig in den Spielen, die gewonnen sind, als in den Schlachten, die nur geschlagen zu werden brauchen, ist jenes Antwortende, das ein gesundes, kriegerisches Herz sucht und das den Zuschauer zum Anteil und zur Bewunderung hinreißt. Es soll ein Pompejus gegenüber stehen. Es sollen Schicksalsknoten geschlungen werden ohne unser Mitwissen. Es sollen die Lose geheimnisvoll gemischt werden, wir brauchen viel Täuschungen, viel Unerwartetes und mancherlei Misslingen, wenn etwas Höheres gelingen soll, das wir eigentlich meinen, wenn eine Leere ausgefüllt werden soll, die uns peinigt.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 7576
  • Hinzugefügt am 05. Jan 2015 - 15:26 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Zwölf-Reden-über-die-Beredsamkeit-und-deren-Verfall-in-Deutschland, Adam-Heinrich-Müller, Rede, Sprachkritik, Philosophie

Einsteller: sophie-clark

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