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Sammlung: Annette von Droste-Hülshoff
Die Judenbuche Teil 10
1842, Annette von Droste-Hülshoff
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In der Mutter Züge kam ein heimliches, stolzes Lächeln. Ihres Friedrichs blonde Locken und Simons rötliche Bürsten! Ohne zu antworten, brach sie einen Zweig von der nächsten Hecke und ging ihrem Sohn entgegen, scheinbar, um eine träge Kuh anzutreiben. In Wahrheit aber, um Friedrich einige rasche, halbdrohende Worte zuzuraunen, denn sie kannte seine störrische Natur. Doch ging alles über Erwarten gut. Friedrich zeigte sich weder verstockt noch frech, vielmehr etwas blöde und sehr bemüht, dem Onkel zu gefallen. So kam es, dass nach einer halbstündigen Unterredung Simon eine Art Adoption des Knaben in Vorschlag brachte, vermöge deren er denselben zwar nicht gänzlich seiner Mutter entziehen, aber doch über den größten Teil seiner Zeit verfügen wollte, wofür ihm dann am Ende des alten Junggesellen Erbe zufallen solle, das ihm freilich ohnedies nicht entgehen konnte. Margreth ließ sich geduldig auseinandersetzen, wie groß der Vorteil, wie gering die Entbehrung ihrerseits bei dem Handel sei. Sie wusste am besten, was eine kränkliche Witwe an der Hilfe eines zwölfjährigen Knaben entbehrt, den sie bereits daran gewöhnt hat, die Stelle einer Tochter zu ersetzen. Doch sie schwieg und fügte sich in alles. Nur bat sie den Bruder, streng, doch nicht hart gegen den Knaben zu sein.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 9211
- Hinzugefügt am 24. Apr 2022 - 13:12 Uhr
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