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Sammlung: Adolf Böttger

Das Buch der Sachsen Teil 01

1859, Adolf Böttger

Der Stamm der Sachsen

 

Von Asien zu den Cimbern kam ein starkes Volk gezogen,
mit bauchigen Schiffen kreuzt es wild der Nordsee dunkle Wogen.

Hernieder zu der Elbe ging's, im Hafen stracks zu rasten.

Doch sträubten sich die Herrn des Landes, die Fremden zu begasten.

Wie kühn Thüringens Stamm auch focht, der rauhe Feind ward Sieger.
Großmütig schloss er Frieden darauf mit dem bekämpften Krieger.

Tauschhandel nur bedung er sich und seiner wilden Horde.
Schlug ein die Hand, ganz abzustehen von Länderraub und Morde. 

Darauf stieg ein Jüngling aus dem Schiff, mit reichem Gold beladen
und schritt getrosten Mutes längs den lachenden Gestaden.

Ein Bauer rief ihn plötzlich an: »Was trägst an deinen Fellen
und an dem hungerdürren Hals für Gold und goldene Schellen?«

Der andere: »Käufer such' ich, Freund, das Gold will mir nicht nützen.
Ich trag' es einzig, um durch Tausch vor Hunger uns zu schützen!«

»Was gilt es?«, fragt ihn jener drauf. »Gib, was du hast am Herde!« 
Der andere lacht: »So füll' ich denn den Mantel dir mit Erde!«

Der Jüngling hält den Mantel auf, nimmt die gebotene Gabe.
Reicht dann das Gold und jeder geht, froh seiner neuen Habe.

Indess Thüringens Mannen noch den reichen Schatz erproben.
Und ihres Bruders klugen Tausch mit stolzer Freude loben,
jauchzt bei den Schiffen jener schon: »Die Not ist ausgelitten.
Wer nicht mehr Hungers sterben will, der folge meinen Schritten!«

Die Seinen all gehorchten ihm und folgten seinen Spuren.
Er aber schritt, die Erd' im Arm, ein Sämann durch die Fluren.

Rings auf die Felder streut er aus die Körner seines Sandes
und deckte so mit schlauer List den größten Plan des Landes.

Kaum sah Thüringens Volk die Saat, schickt es zur selben Stunde
Gesandte, klagend ob der Tat, dem Treubruch an dem Bunde.

Die Fremden jedoch erwiderten kampflustig und entschieden:
»Wir brachen nicht der Treue Bund, nicht brachen wir den Frieden.
Das Land allein, das wir durch Gold zu eigen uns geschaffen,
das wollen wir erhalten uns, treu schirmen mit den Waffen!«

Thüringen fiel in blinder Wut planlos nun auf die Scharen,
die dieses Sturmes harrten schon, sich mannhaft zu gebahren.

»Aufs Feindesherz den Sachs gezückt!«, so scholl es allerwegen.
Bis unter ihrer Messer Stich Thüringens Macht erlegen.

Die rauhen Gäste fühlten jetzt sich Herrn der Meeresküste.
Aus Furcht und Scheu trug nach dem Land kein andrer Stamm Gelüste.

Dies wilde Volk mit Augen blau, mit Haaren schlicht und Flachsen,
hieß von den Messern, die es schwang, fortan das Volk der Sachsen.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 8641
  • Hinzugefügt am 24. Okt 2021 - 16:01 Uhr

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Das-Buch-der-Sachsen, Adolf-Böttger, Ode, Geschichte, Abenteuer

Einsteller: sophie-clark

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