Text-Suche
Anmeldung
Wer ist online
59 Gäste online.
Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.
Sammlung: Satire B
Befürchtung
1890-1935, Kurt Tucholsky
<- vorheriger Text | nächster Text -> |
Werde ich sterben können –? Manchmal fürchte ich, ich werde es nicht können.
Da denke ich so: wie wirst du dich dabei aufführen? Ah, nicht die Haltung – nicht das an der Mauer, der Ruf »Es lebe ...« nun irgend etwas, während man selber stirbt; nicht die Minute vor dem Gasangriff, die Hosen voller Mut und das heldenhaft verzerrte Angesicht dem Feinde zugewandt ... nicht so. Nein, einfach der sinnlose Vorgang im Bett. Müdigkeit, Schmerzen und nun eben das. Wirst du es können?
Zum Beispiel, ich habe jahrelang nicht richtig niesen können. Ich habe geniest wie ein kleiner Hund, der den Schluckauf hat. Und, verzeihen Sie, bis zu meinem achtundzwanzigsten Jahre konnte ich nicht aufstoßen – da lernte ich Karlchen kennen, einen alten Korpsstudenten, und der hat es mir beigebracht. Wer aber wird mir das mit dem Sterben beibringen?
Ja, ich habe es gesehn. Ich habe eine Hinrichtung gesehn, und ich habe Kranke sterben sehn – es schien, daß sie sich sehr damit plagten, es zu tun. Wie aber, wenn ich mich nun dabei so dumm anstelle, daß es nichts wird? Es wäre doch immerhin denkbar.
»Keine Sorge, guter Mann. Es wird sich auf Sie herabsenken, das Schwere – Sie haben eine falsche Vorstellung vom Tode. Es wird ...« Spricht da jemand aus Erfahrung? Dies ist die wahrste aller Demokratien, die Demokratie des Todes. Daher die ungeheure Überlegenheit der Priester, die so tun, als seien sie alle schon hundertmal gestorben, als hätten sie ihre Nachrichten von drüben – und nun spielen sie unter den Lebenden Botschafter des Todes.
Vielleicht wird es nicht so schwer sein. Ein Arzt wird mir helfen, zu sterben. Und wenn ich nicht gar zu große Schmerzen habe, werde ich verlegen und bescheiden lächeln: »Bitte, entschuldigen Sie ... es ist das erste Mal ...«
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 5039
- Hinzugefügt am 12. Apr 2014 - 11:46 Uhr
Aufrufe: 52 | Downloads: 1 | Der Text hat 1 Empfehlung in sozialen Netzwerken.
<- vorheriger Text | nächster Text -> |
Verwandte Suchbegriffe
sterben, denken, tucholsky, demokratie, priester
Einsteller: sophie-clark
Alle Texte der Sammlung "Satire B"
Prosa > Epik > SatireKurt Tucholsky | in: Satire B | 1890
Bauern, Bonzen und Bomben
mehr…Wer, um sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, einen andern durch Gewalt oder Drohung zu einer Handlung, Duldung oder
Prosa > Epik > SatireKurt Tucholsky | in: Satire B | 1890-1935
Befürchtung
mehr…Werde ich sterben können –? Manchmal fürchte ich, ich werde es nicht können. Da denke ich so: wie wirst du dich dabei aufführen? Ah, nicht die Haltung –
Prosa > Epik > SatireKurt Tucholsky | in: Satire B | 1890-1935
Berlin! Berlin!
mehr…Über dieser Stadt ist kein Himmel. Ob überhaupt die Sonne scheint, ist fraglich; man sieht sie jedenfalls nur, wenn sie einen blendet, wenn man über den Damm
Prosa > Epik > SatireKurt Tucholsky | in: Satire B | 1890-1935
Brot mit Tränen
mehr…Manchmal, wenn etwas Fürchterliches passiert ist, muß man nachher essen. Das ist eine seltsame Art zu essen ... Ekel vor dem Alltag, Scham,
3 Kommentare
1911 reiste Kurt Tucholsky mit seinem Freund Kurt Safranski nach Prag,wo sie auf Max Brod und Franz Kafka trafen.
Quelle:Wikipedia,Kurt Tucholsky
16. Nov 2015 - 09:12 Uhr
Nächster Text:Berlin! Berlin!
13. Sep 2016 - 16:09 Uhr
Vorheriger Text:Bauern, Bonzen und Bomben
14. Aug 2017 - 18:37 Uhr