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Sammlung: Edmond About

Die Spielhölle in Baden-Baden Teil 13

1828-1885, Edmond About

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Von Zeit zu Zeit erinnerte sich der Hauptmann, dass er auch Vater war, doch dieser an sich tröstliche Gedanke steigerte den unvermeidlichen Ärger noch bedeutend. Denn die Vaterschaft erinnerte ihn an seine Ehe und diese war nicht erfreulicher für ihn gewesen als für manchen anderen. Dieser beschränkte und zum Extremem geneigte Kopf in dem sich die verkehrtesten und übertriebensten Vorstellungen von Ehre zusammendrängten, glaubte noch sich selber eine Aufklärung darüber schuldig zu sein, ob seine verstorbene Frau ihm treu gewesen wäre. Ein lächerlicher Zweifel, der ihn aber zuweilen mitten in der Nacht aus dem Schlaf weckte. Seine Eifersucht hatte er nicht mit der Frau begraben. Sie kehrte immer wieder in Anfällen wie ein Wechselfieber. Der unglückliche Mann konnte dann eine Viertelstunde lang vor dem Spiegel sein eignes Gesicht betrachten, um zu prüfen, ob er wohl wie ein betrogener Ehemann aussähe. Unaufhörlich erwog er in seinem kranken Gehirn die Umstände, die seinen Verdacht erregt hatten. Er führte täglich aufs neue mit albernem Ernst darüber eine nie endende Gerichtsverhandlung. So oft die Unschuld seiner Frau ihm erwiesen schien, begab er sich persönlich auf den Kirchhof und bat das arme Geschöpf um Verzeihung für all das Leid, das er ihr angetan hatte. Aber wenn gleichzeitig der leiseste Zweifel ihm durch den Kopf ging, dann drohte er dem Grab mit der Faust und wünschte seine Frau wieder zu erwecken, um ihr den Hals umzudrehen. Dem Steinmetz hatte er verboten, die gebräuchliche Formel »eine gute Ehegattin« darauf einzumeißeln. Dieser Platz auf dem Stein sollte frei bleiben bis nach gründlicher Untersuchung ein hieb - und stichfester Beweis erbracht war. Diese peinliche Ungewissheit erlaubte ihm auch nicht, mit ungetrübter Freude seine Tochter in die Arme zu schließen. Obwohl er keinen vernünftigen Grund zu der Annahme hatte, dass er den Namen für das Werk eines anderen hergegeben hatte, so bemerkte er doch mit zunehmendem Missvergnügen, dass Emma ihm niemals ähnlich sehen würde. Wenn er sich einmal entschloss, sie in Saint-Denis zu besuchen, so fand er sie in ihrer vorschriftsmäßigen Klosterkleidung höchst widerwärtig aussehend. Er küsste sie leichthin auf die Stirn, aber er überhäufte sie nie mit der herzlichen Zärtlichkeit eines echten Vaters. Und ihrerseits trat das Mädchen ins Besuchszimmer wie in die Schulklasse. Bitterlin stellte sich zu ihr wie ein Lehrer. Er korrigierte sie wie ein Schülerheft.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 9506
  • Hinzugefügt am 04. Jan 2023 - 15:32 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Von-Zeit-zu-Zeit, für-manchen-anderen, mitten-in-der-Nacht, vor-dem-Spiegel, krankes-Gehirn

Einsteller: sophie-clark

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