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Sammlung: Gedicht J

Jütland

1805-1875, Hans Christian Andersen

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Als zu Urzeit noch ein frischer Schaum schwamm auf der Zeiten Wogen,
lag Jütland wie eine Wildnis da, mit Nebeln dicht umzogen.
Ein Wald nur war es, darin empor die Eiche stolz geschossen,
die dicken Zweige hielten sich wie Brüder eng umschlossen.
Gen Nordens Thule zog kein Schiff entlang den dunklen Küsten,
wo Wölfe hausen ungestört und mächt'ge Adler nisten.
Es herrschte tiefe Dämmerung, Jahrhunderte entschwanden,
eh' hier des Beiles Schlag erscholl und Menschen her sich fanden.
Doch einsam war nicht die Natur, sich rohe Kräfte zeigen,
und singend munterer Vögel Schar hüpft schaukelnd in den Zweigen.
Da stieg aus Meerestiefen auf ein Nebel, scharf und stille,
und barg der Sonne warmen Strahl mit feuchter, kalter Hülle.
Erstarrend mussten Blum' und Gras, die Eiche selbst erliegen.
Die Erd' spie rote Flammen aus, die Meeresfluten stiegen.
Verzweifelnd stürzte sich das Tier und heulend in die Wogen,
fort bei der Elemente Kampf die Menschen bebend zogen.
Wie Lava dampfte heiß das Moor, tötend, was da lebte.
Ein Chaos ward, worüber stumm der Todesengel schwebte.
Mit violetten Blüten wuchs das schwarze Kraut der Haide.
Doch in des Landes Osten stand der Wald im Sommerkleide.
Der Vogel baute hier sein Nest, die Menschen kehrten wieder,
im Eden hinter schwarzem Sumpf, da ließen sie sich nieder.
Ein kräftiges Geschlecht erspross, und alte Sagen melden,
wie um den König sich geschart, zum Kampf bereit, die Helden.
Wie mancher Barde, liederreich, im Volk ward hochgeehrt,
wie manches kräft'ge Wort erscholl, manch' Methorn ward geleeret.
Wie dies Geschlecht, so schwanden viel' mit ihren stolzen Träumen,
doch in der Zeiten Wechsel blieb der Brandung wildes Schäumen
an Skagen's Riff, und schweigend sah der Mond auf's Land hernieder,
als Christi Kreuz gepflanzet ward bei fremder Mönche Lieder.
Er sah die stolze Ritterzeit, sah ihre Burgen ragen,
Niels Ebbesen sein Leben kühn für Dänemarks Rettung wagen.
Der Zeiten Auge, strahlt er noch mit seinem bleichen Scheine
auf Jütlands haidbewachs'nes Moor und duft'ge Buchenhaine.
Sieht, wie im Sturm die Eiche bebt, sieht stolz das Meer ergossen,
und sieht des Friedens Blumen mild am Bautasteine sprossen.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 9356
  • Hinzugefügt am 31. Jul 2022 - 19:38 Uhr

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Jütland, Hans-Christian-Andersen, Lesespaß, kostenlos-lesen, Gedichte-aus-aller-Welt, mit-Texten-Geld-verdienen

Einsteller: sophie-clark

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