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Sammlung: Büchner, Leonce und Lena

Leonce und Lena (06)

1836, Georg Büchner

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 Persönlich Redigiert

VIERTE SZENE
EIN GARTEN

Prinzessin Lena im Brautschmuck. Die Gouvernante

LENA: Ja, jetzt! Da ist es. Ich dachte die Zeit an nichts. Es ging so hin, und auf einmal richtet sich d e r Tag vor mir auf. Ich habe den Kranz im Haar - und die Glocken, die Glocken! Sie lehnt sich zurück und schließt die Augen. Sieh, ich wollte, der Rasen wüchse so über mich, und die Bienen summten über mir hin; sieh, jetzt bin ich eingekleidet und habe Rosmarin im Haar. Gibt es nicht ein altes Lied:

Auf dem Kirchhof will ich liegen,
Wie ein Kindlein in der Wiegen.

GOUVERNANTE: Armes Kind, wie Sie bleich sind unter Ihren blitzenden Steinen!

LENA: O Gott, ich könnte lieben, warum nicht? Man geht ja so einsam und tastet nach einer Hand, die einen hielte, bis die Leichenfrau die Hände auseinandernähme und sie jedem über der Brust faltete. Aber warum schlägt man einen Nagel durch zwei Hände, die sich nicht suchten? Was hat meine arme Hand getan? Sie zieht einen Ring vom Finger. Dieser Ring sticht mich wie eine Natter.

GOUVERNANTE: Aber - er soll ja ein wahrer Don Carlos sein!

LENA: Aber - ein Mann ...

GOUVERNANTE: Nun?

LENA: Den man nicht liebt. Sie erhebt sich. Pfui! Siehst du, ich schäme mich. - Morgen ist aller Duft und Glanz von mir gestreift. Bin ich denn wie die arme, hülflose Quelle, die jedes Bild, das sich über sie bückt, in ihrem stillen Grund abspiegeln muß? Die Blumen öffnen und schließen, wie sie wollen, ihre Kelche der Morgensonne und dem Abendwind. Ist denn die Tochter eines Königs weniger als eine Blume?

GOUVERNANTE weinend: Lieber Engel, du bist doch ein wahres Opferlamm!

LENA: Jawohl, und der Priester hebt schon das Messer. - Mein Gott, mein Gott, ist es denn wahr, daß wir uns selbst erlösen müssen mit unserm Schmerz? Ist es denn wahr, die Welt sei ein gekreuzigter Heiland, die Sonne seine Dornenkrone, und die Sterne die Nägel und Speere in seinen Füßen und Lenden?

GOUVERNANTE: Mein Kind, mein Kind! Ich kann dich nicht so sehen. Es kann nicht so gehen, es tötet dich. -V ielleicht, wer weiß! Ich habe so etwas im Kopf. Wir wollen sehen. Komm! Sie führt die Prinzessin weg.
 
 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 664
  • Hinzugefügt am 27. Mär 2012 - 16:04 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Vormärz, Georg, Büchner, Leonce, und, Lena, Biedermeier, Wiener, Kongress, Fürstenherrschaft, gesellschaftlicher, Stillstand, Parabel, Gesellschaft, Deutschland, 19., Jahrhundert, Satire, Biedermeier

Einsteller: klassiker

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